W hrend sich die Forschungsdiskussion zur Vielfalt religi ser Texte des Mittelalters zumeist auf spektakul re Zuspitzungen und dramatische berschreitungen konzentrierte, schlagen die Beitr ge des Bandes eine andere Perspektive vor. Pluralisierung und Ph nomene der Vervielf ltigung werden auf ihre grundlegenden Bedingungen hin untersucht, um auch weniger radikale Formen von Vielfalt und allgemeinere Spielr ume sichtbar zu machen, in denen vormoderne Texte intra- und interreligi se Differenz zulassen und bearbeiten. Ausgehend von semantischen, narratologischen, diskurs- und berlieferungs-geschichtlichen Aspekten erkunden die Beitr ge die unterschiedlichen Ausrichtungen, Integrationsformen, Bestimmungen und Bewertungen dieser Spielr ume. 'Posts kulare' Perspektiven werden dabei von pluralistischen Gesellschaften der Gegenwart zu der systematischen Frage umgelenkt, in welcher Form religi se Texte des Mittelalters plurale Differenzen erm glichten, erzeugten oder verarbeiteten. Ziel des Bandes ist so ein komplement rer Blick auf Spielr ume, die nicht nur von markanten Leitdifferenzen, berschreitungen und bertragungen gepr gt sind, sondern ebenso sehr von feinen Unterschieden leben.
Susanne Bernhardt, University of Freiburg i. Br., Germany; Bent Gebert, University of Konstanz, Germany.